Grundkurs I - Einführung in die Pilzzucht/Anbau

Über Jahrzehnte wollten uns Pilzbuchautoren von Pilzanbauliteratur und Pilzbruthersteller weiß machen, dass solides Basiswissen zur Pilzkunde nicht notwendig sei, um Pilze anzubauen. Kulturanleitungen würden hinreichen. Das führte dazu, dass deutlich über 95% aller (!) Hobbypilzanbauer enttäuscht nach den ersten Versuchen aufgaben. Und wenn mal etwas klappte, handelte es sich nicht selten um Pilze, die ich als Pilzlehrer auf meinen Exkursionen als “Kriegspilze” bezeichne. Essbar, aber nicht schmackhaft und nur in Notzeiten zum Verzehr geeignet.
Wer Zuchterfolg mit wohlschmeckenden Speisepilzen erreichen will, muss sich schon mit dem Leben und Wesen diese geheimnisvollen Lebewesen auseinander setzen...

Grundkurs I - Einführung in die Pilzzucht/Pilzanbau
Themenplan und gedachter Ablauf (Änderungen vorbehalten) 

1. Tag Freitag: Kleine Einführung in die Pilzkunde für Pilzzüchter
     
A. Nicht Tier - nicht Pflanze: Pilze – die unbekannte  Welt der Pilze

Von der Natur zur Kultur: Lebens- und Ernährungsstrategien
1. Parasiten (fakultative und obligate Schmarotzer, )
2. Saprobionten (Holz-, Streu- und Folgezersetzer)                    
3. Symbionten (Ekto- und Endo-Mykorrhiza)

Dabei: (Weiter-)Entwicklung der persönlichen Zielvorstellungen:
Hobbyzucht oder kommerzieller Anbau
Auswahl der leicht züchtbaren Pilzarten
Pilze an Holz oder Stroh – Pilze auf Schüttsubstrat
a. „Gemüsepilze“
b. “Vital-/Heilpilze”

Pilze der Luxusklasse
c. Kultivierung von Mykorrhizapilzen (Symbionten)
Edelreizker, Steinpilze, Birkenpilze, Herbsttrompeten, Pfifferlinge, Trüffelarten

B. Vom Bekannten zum Unbekannten: Unterschiede/Gegenüberstellung Pflanzen und Pilze
1. Sexuelle und vegetative Vermehrung
2. Ernährungsweise/n
3. Bauteile/Anatomie/Funktionsbereiche
4. Vorkommen/Ökologie
5. Lebensdauer

C. Lebenszyklen: Vermehrung und Wachstum
Von der Spore bis zum Fruchtkörper
Keimung, Primärmycel, Sekundärmycel, Hyphen, Primordien, Sklerotien,
Rhizomorphen,   Fruchtkörperentwicklung,  Hymenophor, Hymenium, Gametangien,
Sporenbildung, Verbreitungsarten, -wege,  Basidiosporen, Konidien/-sporen, Asci,   

D. Von der Petrischale zur Pilzbrut bzw. Fertigkultur
Zeitlicher und technischer Ablauf der Bruterzeugung (Überblick) Teil I + II
Petrischalen,  Nährbodenherstellung, Agar-Agar, Agarmischungen,
Sporengewinnung, Mycelherstellung   aus Fruchtkörperstückchen, Beimpfung,
Sterilisation mit Autoklaven, Desinfektion, Vermeidung und Umgang
mit Kontaminationen, Mycelübertragung, Aufbewahrung, Brutschrank,
Reinkultur, Strohhäcksel- und Körnerbruterzeugung

2. Tag Samstag - Pilzzucht an Holz oder Stroh
                       - Einführung Trüffelanbau

E. Pilze an Holz bzw. Stroh:  Substrat und Substratbeschaffung
Art, Größe, Eignungsprüfung, Impfmethoden,  Impfvorgang, Durchwachsphase, Aufbewahrung, Platzwahl, Pflegemaßnahmen, Erntephase, Dauer,
Pilzfeinde, Schutzmaßnahmen, Nebenpilze, Fertigkulturen
Literatur, Materialbeschaffung, Bezugsquellen 

F. Praktische Teile (Parasiten und Saprobionten)
1. Pilze die an Holz wachsen
2. Pilze die an Stroh wachsen
3. Vorbereitung der Substrate
4. Praktische Übungen/Impfmethoden
5. Sägeschnittarten und Beimpfung
6. Bohren und Beimpfung
7. Strohballen wässern und Beimpfung
8. Beetkultur anlegen
9. Ansiedlung von Waldpilzen 

G. Trüffelanbau statt Brachland oder Streuobstwiese  - Wertsteigerung durch Pilzanbau
1. Von der Natur zur Kultur - Natürliche Vorkommen in Deutschland
2. Auswahl der geeigneten Arten/Erntezeiten/Marktpreise
Tuber melanosporum, Tuber aestivum, Tuber uncinatum, Tuber borchii, Tuber brumale, Tuber magnatum, Tuber macrosporum, Tuber mesentericum, Terfezi und Tirmania
3. Mögliche Baumpartner der Trüffeln
Quercus spec., Corylus spec, Fagus, Carpinus, Tilia, Pinus spec. u.a.
4. Trüffelplantage -Trüffelgarten - Trüffelbiotope - Trüffelanlagen - Trüffelansiedlung
Klimatische Voraussetzungen, Topografie, Lage
5. Bodenuntersuchung/-analyse
Auswahl und Beschaffenheit geeigneter Böden, Probenentnahme, Untersuchungsergebnis
6. Vorbereitung der Anlage
Einstellung des Bodens, Bodenbearbeitung,
7. wirtschaftliche Überlegungen
Frühreife oder Langlebigkeit, Marktpreise in Europa, Durchschnittsernten/ha
8. Anlage der Pflanzung
Konkurrenzsituation, Baumabstände/Pflanzdichte, Bißschutz und Mulchung
9. Trüffelproduktion/-ernte
Erntebeginn, Ernteverlauf/-dauer,
Minimal- und Maximalernten/ha
10. Trüffelhunde, - rassen
Trüffelhundausbildung, Ausbildungsstellen, Lehrfilm
11. Pflege der Anlage
Bewässerung, Verbesserung der biologischen Aktivitäten z.B. durch Zufuhr organischer Substanz, Baumschnitt, Bodenbearbeitung


3. Tag Sonntag - Herstellung von Inoculum, Trüffelbaumherstellung und Ansiedlung von Mykorrhizapilzen


H. Praktische Übungen (Mykorrhizapilze)
Herstellung von Inoculum (Pilzimpfstoffen)
Anzucht unmykorrhizierter Sämlinge in Perlit
Prüfung der Mykorrhizierung mit Binokular
Anpflanzung, Bissschutz,  

I. Wertsteigerung für Baum-/Waldbesitzer durch gezielte Pilzansiedlung
Beimpfung vorhandener Bäume mit Ekto-Mykorrhizapilzen, Faustregeln,Techniken der Beimpfung, Erfahrungen, Ertragsaussichten, Dauer, Kontrollen
Mykorrhizapilzarten:
Edel- und Blutreizker (Lactarius )  Baumpartner: Pinus spec.
Schwarzhütiger Steinpilz, Steinpilz ( Boletus ) Pfifferlinge
Baumpartner: Picea, Pinus, Quercus  und Fagus,
Kaiserlinge (Quercus, Castanea) Speisemorcheln (Fraxinus)  u.a.
Trüffeln spec. (Quercus, Corylus, Tilia, Fagus, Carpinus u.a.m)

J. Bezugsquellen und Ansprechpartner im In- und Ausland
Trüffelbäume, Trüffelbaumschulen, Bodenuntersuchung, Trüffeln/Trüffelhandel, Ektomykorrhiza-Inoculum, Trüffelhunde, Pilzbrut, Endomykorrhiza-Inoculum

Wichtige Anmerkung: Zur Vertiefung der Kenntnisse und Ausbau der praktischen Fähigkeiten bietet die Trüffelschule zu den Positionen D – J inhaltlich verschiedene Module (Fortgeschrittenenkurse der FGH) als zweitägige Praxisseminare in verschiedenen Bundesländern an. Diese Kurse finden mit vielen praktischen Elementen und präzisen theoretischen Erläuterungen vorweg auf bereits angelegten Trüffelanbaugrundstücken statt.
Die vorherige Teilnahme an diesem Grundkurs I über Pilzanbau ist dabei die Einstiegsvoraussetzung für die Teilnahme  an diesen kostenvergünstigten Sonderveranstaltungen.

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